• Home
  • /
  • Erfahrungsberichte
  • /
  • Das Leben der anderen oder warum das Hier und Jetzt mit unseren Kindern so wichtig ist

Das Leben der anderen oder warum das Hier und Jetzt mit unseren Kindern so wichtig ist

Hallöchen!

Die Mini Chefin schläft gerade. Zuvor habe ich über eine Stunde versucht, sie zum Schlafen “zu Bewegen”. Versteht mich nicht falsch. Wenn sie nicht schlafen will, na dann will sie eben nicht schlafen. Nur wenn sie dann mit allem unzufrieden ist, ja dann ist es anstrengend. Auf meinem Arm. Doof. Im Stuhl. Doof. Im Laufgitter. Doof. Auf der Erde. Doof. Spielen. Doof. Kuscheln. Doof. Alles doof doof doof, weil müde müde müde.

Das sind diese Momente, wo ich denke “Oh man schlaf doch. Ick muss noch so viel machen. Aufräumen, Kisten packen, einen Artikel schreiben, Mails beantworten, Fotos machen und und und.” In solchen Momenten denke ick dann immer an die anderen. Die anderen Menschen, die mir im Leben so begegnen. Ich beobachte nämlich gern andere Menschen. Nicht, um über sie zu lästern oder zu urteilen. Nein. Ich überlege mir dann immer was sie für ein Leben führen.


Letztens beim Einkaufen habe ich eine Frau gesehen. Schicke Frau. Groß mit dunklen, langen Haaren. Schick gestylt mit toller Handtasche ist sie da so gemütlich durch den Globus gewandert. Und ich habe mir so vorgestellt was sie wohl für ein Leben führt.

Auf jeden Fall hat sie Zeit, um gemütlich einkaufen zu gehen. Guckt mal hier und guckt mal da. Lässt sich vom Angebot inspirieren und schlendert gemütlich durch den Globus.

Ich dagegen schlendere nicht, sondern habe beim Einkaufen entweder den Stechschritt oder den einseitigen Hinkeschritt drauf. Den Stechschritt lege ich auf, wenn es schnell gehen muss, weil die Mini Chefin in der Babyschale unruhig wird und der Mini Chef laut durch den Globus ruft, dass er doch bitte eine dicke Wurst möchte. Wir hetzen also zum Wurschtstand.

Den Hinkeschritt nehme ich ein, wenn sich die Mini Chefin trotz lautem Gesang meinerseits oder dem Geben diverser Einkaufsgüter nicht beruhigen lässt. Also nehme ich sie aus der Babyschale raus. Mit der linken Hand schiebe ich den Einkaufswagen mit dem Mini Chef drin (ja das hat ordentlich Gewicht) und rechts trage ich die Mini Chefin auf dem Arm, die jetzt zufrieden glucksend den Kopf in alle Richtungen dreht, da einkaufen ja sehr spannend ist. Und icke? Ick schiebe im Schweiße meines Angesichts den Wagen zur Kasse. Im Hinkeschritt.

Die schicke Frau geht nach dem Bezahlen zu ihrem Auto und packt gemütlich die Einkäufe ein.

Ich schmeiße alles in den Kofferraum, denn die Mini Chefin brüllt, da ich es gewagt habe, sie wieder in die Babyschale zu setzen und der Mini Chef ist bockig, weil ich ihm verboten habe das Brötchen im Auto zu essen.

Die schicke Frau fährt singend nach Hause. Sie singt laut bei ihrem Lieblingslied mit, dass aus ihren Autoboxen dröhnt.

Ich singe auch. Allerdings singe ick Feuerwehrmann Sam, Guten Tag ich bin der Nikolaus, In der Weihnachtsbäckerei oder Alle Vögel sind schon da, da das die Lieder sind, die die Mini Chefin am liebsten mag.

Zuhause angekommen packt die schicke Frau in aller Ruhe ihre Einkäufe aus und überlegt sich was sie zum Abendbrot kochen wird.

Ich packe die nächsten 30 Minuten gar nichts aus und lasse die Einkäufe unkontrolliert im Flur stehen, denn zuerst will die Mini Chefin versorgt und danach der Mini Chef bespaßt werden. Ist der große Chef da packt er aus. Ist er nicht da…ja dann stehen die Einkäufe halt da so rum.

Die schicke Frau kocht dann ein schickes Drei-Gänge-Menü für sich und ihren Liebsten. Vorher geht sie noch ausgiebig duschen, epiliert sich die Beine, lackiert sich die Nägel (UND die Fußnägel) und wirft sich in das kleine Schwarze.

Icke, ja icke zaubere auch ein Drei-Gänge-Menü. Vorspeise Babybel. Hauptgang Stulle. Nachtisch Monte oder Fruchtzwerg. Geduscht und manikürt habe ich mich vorm Essen natürlich nicht. Ick kann mich ehrlich gesagt och nicht mehr erinnern, wann ich das letzte mal für all das ausgiebig Zeit hatte. Die Nägel lackiere ich zwischen Tür und Angel und oft haben sie keine Zeit zum Trocknen und ich ärgere mich. Geduscht wird nur maximal drei Minuten und epilieren. Ach epilieren wird überbewertet.

Nach dem Essen setzen sich die schicke Frau und ihr Liebster auf die Couch und überlegen welchen Blockbuster sie schauen wollen.

Icke gehe auch auf die Couch. Irgendwann. Wenn dann mal beide Kinder schlafen oder wieder schlafen oder überhaupt. Auf der Couch gucke ich aber keinen Blockbuster. Ich arbeite. Oder schlafe. Oder schaffe es, mich noch 30 Minuten wachzuhalten bevor ich dann ins Bett gehe, um dann gleich wieder von einem der Kinder geweckt zu werden.

Am nächsten Morgen steht die schicke Frau nach neun Stunden Schlaf entspannt und ausgeruht auf.

Ich bin völlig übermüdet, da ich nachts vier Mal gestillt, ein Mal Wasser angereicht und drei Mal den Nuckel gesucht habe. Ein Mal war ich auf Toilette, fünf Mal habe ich meine Decke unter dem Mini Chef hervorgeholt, weil mir kalt war und zwei Mal hatte ich vom Mini Chef den Arm im Gesicht. Oder gern auch den Fuß.

In solchen müden und völlig ausgepowerten Momenten denke ich an diese schicke Frau. Und dann bin ich kurz neidisch. Ich bin neidisch auf ihre Zeit. Zeit, die sie nur für sich hat. Ich habe kaum noch Zeit für mich, denn ich bin damit beschäftigt mich um die Kinder zu kümmern, aufzuräumen, Essen zu kochen, zu singen, zu spielen, zu schlichten, zu beruhigen und zu trösten. Ich verbringe meine Zeit damit, meine Kinder glücklich und zufrieden zu machen. Und dann bin ich kurz neidisch.

 

Und dann, dann höre ich wie der Mini Chef lachend ruft “Mamaaaaaaaaaa. Guck mal.” Und ich sehe ihn strahlen vor Stolz, weil er mit Papa ein riesiges Haus aus Lego gebaut hat. Die Mini Chefin liegt zufrieden und glucksend daneben und beobachtet die Beiden.

 

Weil nur das Hier und Jetzt zählt

Und dann weiß ich, nein ich muss nicht auf die viele freie Zeit der schicken Frau neidisch sein. Denn ich habe auch Zeit. Ich habe DIE Zeit. Und zwar habe ich die Zeit meines Lebens und die verbringe ich mit meinen Kindern.

Sicherlich bin ich oft genervt, schreie zu schnell rum, bin ungerecht, weil ich zu müde bin, um fair und gerecht zu urteilen. Ich bin oft müde, ko und ausgepowert. Aber all das ist unwichtig, wenn ich meine Kinder so glücklich sehe.

 

Keiner weiß was morgen ist und deswegen sollten wir das Hier und Jetzt mit unseren Kindern genießen. Scheiß auf Drei-Gänge-Menüs. Scheiß auf lackierte Nägel. Scheiß auf epilierte Beine. Scheiß auf neun Stunden Schlaf.

All das ist nichts Wert im Vergleich zu Kissenschlachten, Mensch ärger dich ubd Verstecken spielen, malen, basteln, singen, rennen, toben und so vieles mehr. Vielleicht mag es den Anschein haben, dass Kinder uns viel nehmen. Aber das stimmt nicht. Sie geben uns viel mehr, als das sie uns nehmen.

Vor allem geben sie uns ihre ungeteilte Liebe und ihre Zeit. Denn Hier und Jetzt wollen unsere Kinder mit uns Zeit verbringen. In 20 Jahren werden wir wieder Zeit haben, um uns die Beine zu epilieren, die Nägel zu lackieren, in Ruhe zu duschen, in Ruhe zu essen, auszuschlafen….

Aber dann sehnen wir uns nach der Zeit mit unseren Kindern zurück, die wir tobend, spielend und lachend zusammen verbracht haben.

Nur das zählt. Die Zeit mit unseren Kindern.

Sie ist das Wertvollste, das wir haben.

Ich stelle also fest: Mit Kinderaugen betrachtet, bin ich so glücklich, wenn Mama und Papa mit mir so viel Zeit verbringen.

Eure Dajana

13 Comments

  • Anonym

    31. März 2016 at 12:04

    Liebe Dajana,

    Ich musste innerlich schmunzeln, da es mir damals genau so ergangen ist, wie dir.Aber ich kann dir versichern, das es definitiv anders wird. Meine Kids sind ja schon gross, aber ich möchte diese Zeit der Unruh und des Nichtschlafens missen. Es war wunderbar. Ich hab mir keine Sorgen gemacht. Heute ist es so , das ich mir diese Zeit sehr gerne zurück wünschen würde. Nur für einen kurzen Moment. Denn die Zeit rast so schnell vorbei.
    Genieße jeden Tag, auch wenn er manchmal stressig ist.

    LG Steffi

    Antworten
  • Yvi

    31. März 2016 at 16:52

    Was für ein toller, wunderbarer, ehrlicher Artikel!! Sooo super geschrieben und beschrieben!! Da ist alles gesagt und besser kann man es gar nicht sagen!! Danke, liebe Dajana für diesen absolut tollen ungeschoenten und doch sooo liebevollen Artikel!! Auch wenn es manchmal echt stressige Mamatage gibt, ich bereue nichts! Ganz und gar nichts!! Denn Mamasein ist doch das Schoenste auf der Welt!! Und man sollte es wirklich jeden einzelnen Moment genießen, denn die Zeit vergeht sooo schnell!! LG yvi

    Antworten
  • Anonym

    31. März 2016 at 20:45

    Danke für den tollen Artikel – ja das geht mir auch so, dass ich hin und wieder andere um ihre viele "Freizeit" beneide – aber ich möchte diese stressige Zeit jetzt mit meinem Kleinen nicht missen! Lg Anna

    Antworten
  • Anonym

    1. April 2016 at 7:33

    Toller und ganz, ganz ehrlicher Post.Genauso sieht es aus. Man weiß nicht, was morgen ist und muss die Zeit mit den kids genießen. An lackierte Nägel erinnert sich später keiner,aber das Mama mit mir als Kind gespielt hat oder etwas mit mir unternommen hat, das sind doch die Kindheitserinnerungen. Ganz nach dem Spruch "Unser Alltag ist ihre Kindheit!" Jeder gestaltet sich sein Leben nach Möglichkeit ganz allein nach seinen Vorstellungen und Wünschen. Und unser Wunsch war ein Leben als Familie. Und das ist für uns die Erfüllung. Natürlich gibt es viele Tage, wo man abends platt auf das Sofa fällt aber trotzdem möchte ich mein Leben nicht tauschen. Mama sein ist einfach unbeschreiblich. Unbeschreiblich schön. LG Antje aus Ostfriesland

    Antworten

Schreibe einen Kommentar