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War früher alles einfacher oder einfach nur anders? {Mein Beitrag zur Blogparade “Familienalbum-Kindheit” von Frau Mutter}

Hallöchen!

Früher, ja früher da war alles anders. Einfacher. Unkomplizierter.

So oder so ähnlich hört man es oft. Ganz ehrlich – manchmal denke ick das auch. Mit früher meine ich meine Kindheit und die Zeit, als meine Mama so alt war wie ich und icke eben noch ne Mini Chefin war. Seit der Mini Chef auf der Welt ist liebe ich es, wenn meine Mama mir erzählt, wie es früher so war. Wie sie ihren Alltag mit mir gestaltet hat, wie unser Tagesablauf war. Ich sitze dann da und könnte sie ewig erzählen lassen. Was mir dabei immer auffällt: Es klingt alles so leicht und easy peasy. Friede Freude Eierkuchen! Aber war das wirklich so?! Oder kommt mir das nur so vor, da ich eben einfach ne perfekte und rundum glückliche Kindheit hatte? War früher wirklich alles einfacher oder war es einfach nur anders?

Diese Frage hat sich auch meine Blogger Kollegin Nina vom genialen und sehr witzigen Blog Frau Mutter gestellt. Sie hat aufgerufen zur Blogparade “Familienalbum: Unsere Kindheit der 70er und 80er Jahre” und sammelt witzige und kuriose Geschichten von früher (hier geht es zum ersten Artikel). Sie selber hat schon diverse überaus amüsante und interessante Artikel dazu auf ihrem Blog verfasst. Es ging um die Mode, um die Sicherheit und um das Leben an sich. Ick musste teilweise so lachen, weil ick dachte “Ja so war dit früher.”

Und deswegen möchte ich euch heute mal etwas über meine Kindheit erzählen, euch ein paar fotografische Einblicke gewähren und euch meinen Eindruck von “früher” mitteilen.

Früher – also früher war in den 80er Jahren. Ick bin nämlich ein 80er Jahre Kind. Genau genommen DAS 80er Jahre Kind schlechthin, denn ick wurde 1980 geboren. Im Osten übrigens. Falls das irgendjemand noch nicht mitbekommen hat.

Die 80er. Das war echt ne geile Zeit und ich hatte ne super Kindheit. Die Musik, die Mode und überhaupt. Was waren wir doch alle cool, auch wenn wir riesige Schulterpolster und quietsch bunte Mode getragen haben. Aber unser Musikgeschmack war top. Geht doch nüscht über Depeche Mode, Cindy Lauper, Bangles oder OMD.

Wenn meine Mama mir immer von unserem Leben erzählt, bewundere ich sie aus tiefstem Herzen. Wie hat sie das nur alles geschafft? Sie war Vollzeit arbeiten. Mein Papa war berufsbedingt viel unterwegs. Sie war also fast immer allein erziehend. Wir hatten nen Ofen und Mama musste mit Holz heizen. Wir hatten am Anfang keine Waschmaschine. Meine Windeln mussten ausgekocht werden. Das sie dufttechnisch davon keine größeren Schäden genommen hat, ist sowieso ein Wunder. Eingekauft wurde mit dem Fahrrad oder mit dem Bus. Auto kam erst später. Gemessen an diesen Fakten würde ich als erstmal behaupten, dass das Leben früher nicht einfacher war. Im Gegenteil. Wir Mütter von heute haben ja unfassbar viele Erleichterungen im Alltag, die unsere Mütter nicht hatten.

 

Typisches Outfit im Osten: Cordhose und Parka

Aber dennoch scheint es, dass die Mütter von früher irgendwie leichter und unbefangener gelebt haben. Ich glaube das lag zum großen Teil (zumindest im Osten) am fehlenden Wissen. Die haben ja nüscht mitbekommen. Keine großen Verbrechen oder schlimmen Krankheiten. Wenn ich meiner Mama heute manchmal von irgendwelchen Kinderkrankheiten erzähle, schüttelt sie immer nur den Kopf und sagt “Dit gab es früher nicht.”

Es fängt schon in der Schwangerschaft an. Ich bewundere meine Mama wie unbeschwert sie diese durchlebt hat. Einfach so war sie schwanger. Sie hat sich nicht ständig gefragt, ob ich gesund oder krank bin und ob ich mich denn auch richtig entwickeln würde. Sie hat auch nicht ständig darüber nachgedacht, ob sie denn genügend Folsäure, Eisen und andere wichtige Stoffe zu sich nimmt. Nee. Sie hat einfach gegessen und war einfach so schwanger. Sicherlich, das heutige Wissen und die Technik machen Schwangerschaften bestimmt sicherer und viele Krankheiten oder Auffälligkeiten können rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Aber dennoch macht uns doch die ganze Kontrolle und Überwachung auch irgendwie verrückt und nervös. Zumindest geht es mir so.

Das Thema Sicherheit ist eh so eine Sache. War die Welt früher wirklich sicherer oder scheint das nur so, da wir eben von nichts wussten und nicht auf allen Kanälen ständig von Unfällen und schlimmen Verbrechen gehört haben? Früher da war ich mit sechs Jahren ein Schlüsselkind. Sprich, ich hatte meinen Wohnungschlüssel um den Hals und bin alleine durch die Welt gezogen. Alleine früh zur Schule und danach alleine wieder nach Hause. Zwischendurch bin ich zu Mama auf Arbeit. Und die? Die war völlig entspannt. Sie hat mir vertraut und wusste es läuft. Lässt man heutzutage Sechsjährige alleine zur Schule gehen?

 

Farblich hat im Osten so gut wie nie etwas zusammen gepasst.

Kommt natürlich darauf an wo man wohnt. Ick bin ja in Eisenhüttenstadt aufgewachsen. Kleinstadt. Alles zu Fuß erreichbar. Kindergarten und Schule waren einen Steinwurf von unserem Zuhause entfernt. Und wenn ich mal nicht alleine gegangen bin, dann kam Omi und hat mich abgeholt. Früher haben Familien nämlich noch zusammen gelebt. Nicht so wie heute wo viele Familien berufsbedingt weit voneinander entfernt leben. Ist doch blöde, aber wat willste machen?!

Meine Mama erzählt mir immer eine Story wie das früher mit der Sicherheit so war. Wenn es im Kaufhaus neue Waren gab, sind alle Muddis wie die Irren dahin gestürmt. Die Muddis mit Babys. Kinderwagen mit rein nehmen ging nicht. Also parkten alle Kinderwagen mit den Babys drin in Reih und Glied vor dem Kaufhaus und die Mamas waren shoppen bzw. mussten sich erstmal stundenlang anstellen. Stellt euch das mal vor! Du gehst einkaufen und lässt dein Kind draußen im Kinderwagen liegen. Undenkbar! Entweder kommste wieder und das Kind ist verschwunden, weil es irgendein Irrer mitgenommen hat oder du hast die Fürsorge am Hals. Früher war das alles kein Problem. Das haben alle so gemacht. Es war sicher und normal.

 

West-Produkte gekauft im Intershop

Manchmal habe ich das Gefühl, dass Kinder früher viel freier waren. Unser Bewegungsradius war viel größer. Ich erinnere mich an Tage, da bin ich früh runter und abends wieder hoch. Ich habe unten gespielt auf dem Hof. Den ganzen Tag. Zwischendurch hat Mama mal aus dem Fenster geguckt und meinen Namen gebrüllt. Zur Absicherung, ob ick noch da bin. Das war alles. Das hat funktioniert. Und heute? Heute werden Spielnachmittage verabredet (von den Müttern) und kontrolliert geplant. Kinder müssen sich entscheiden, ob sie zum Turnen, zum Fussball, zum Chinesisch oder zum Frühmusizieren gehen wollen. Ich musste mich früher entscheiden, ob ich zum Alf gucken hoch gehen oder lieber noch unten im Gebüsch oder auf dem Baum mit meinen Freunden spielen soll (das war dann natürlich schon nach dem Mauerfall).

Ja so war das früher. Anders, aber eben sehr schön. Irgendwie wurde nicht um alles so ein Geschiss gemacht. Heute gibt es für alles Regeln und Richtlinien und hälst du dich nicht daran wirste schief angeguckt.

 

Weihnachten 1989: Die Mauer war weg und ich bekam meine erste echte Barbie

Dennoch hat natürlich auch die heutige Zeit viele Vorteile, aber früher war eben auch nicht so verkehrt. Alles war irgendwie entspannter und es gab nicht so viel Stress. Fast jeder hatte nen Job, Kinder hatten nen Kindergartenplatz und irgendwann ging es in die Schule, ohne vorher sportliche und geistige Einstufungstests machen zu müssen. Hallo? Habt ihr mal gehört was von Kindern verlangt wird bevor sie in die Schule gehen? Das ist doch nicht normal. Warum muss ein Kind mit sechs Jahren Mengen ohne Zählen abschätzen können? Dass kann es doch in der Schule lernen. Und warum werden Kinder schief angeguckt, wenn sie rumzappeln und nicht für 20 Minuten stillsitzen können? Nicht weil sie ADHS haben. Nein, weil sie Kinder sind! Sie wollen sich bewegen und spielen und nicht blöde Aufgaben lösen.

Manchmal frage ick mich was aus der Welt noch werden wird. Und wer ist dafür verantwortlich, dass sie so ist wie sie ist? Wahrscheinlich wir! Ich plädiere also für mehr Gelassenheit und vor allem für mehr Kindheit. Ein bisschen Entspanntheit der 80er würde uns allen ab und zu gut tun.

Ich stelle also fest: Mit Kinderaugen betrachtet, geht es mir gut und ich habe ein schönes Leben. Mama macht das schon so, dass alles läuft.

Eure Dajana

15 Comments

  • emmaundlukas

    3. März 2015 at 13:22

    Hallo,
    ein sehr schöner Beitrag. Auch ich bin in den 80ern im Osten aufgewachsen und kann dir in allem nur zustimmen. Vor allem diese Schlüsselkind- Geschichte vermisse ich heute. Mein Sohn ist 8, macht sehr viel allein, aber einfach Schlüssel um den Hals und mache los, trau ich mir dann doch nicht. Eben weil man so unglaublich viel hört und liest. Doch wahrscheinlich müssen nur mal ein paar Muddis aus dem "Komm wir treffen uns auf dem Spielplatz Kreisel" abspringen, wer weiß wieviele folgen?
    Lg und eine gelassene Zeit, Heike

    Antworten
  • An_ja

    3. März 2015 at 13:57

    Hallo liebe Dajana, das klingt alles seeehr vertraut 🙂 Ich bin 1979 (ebenfalls im Osten) geboren und erinnere mich auch noch mit Stolz an meine "Schlüsselkind"-Tage zurück. Heute wirklich undenkbar. Am meisten musste ich über den Absatz mit den Kinderwagen vor dem Kaufhaus schmunzeln. Waaaaahnsinn, oder? Aber so war es einfach. Einfach einfach!

    Danke für den schönen Einblick und die Erinnerungen, die du damit geweckt hast 🙂
    Falls du magst, schau doch mal bei meinem #familienalbum-Beitrag vorbei, vielleicht kommen da auch noch ein paar Erinnerungen hoch: http://blog.pickposh.de/blogparade-familienalbum/

    Liebe Grüße
    Anja von http://www.pickposh.de

    Antworten
  • Vivi

    3. März 2015 at 16:31

    Ein interessanter Beitrag, liebe Dajana! Das mit den Kinderwägen hat mir meine Mama gerade vor ein paar Tagen erzählt und ich konnte es kaum glauben. Heute unvorstellbar! Ich bin kurz vor der Wende – auch im Osten – geboren und will auch unbedingt noch einen Blogparadenbeitrag schreiben. Bin noch am Fotos sichten 😉 Liebe Grüße, Vivi von hexhex

    Antworten
  • Anonym

    3. März 2015 at 16:39

    Hallo!
    Ich bin auch ein 80 er Jahre Kind , aus einem anderen Land, aber meine Kindheit war genau so wie du beschreiben hast, einfach schön.
    Schöne Grüße
    Oana

    Antworten
  • Anonym

    3. März 2015 at 19:17

    Hallo diana! Bin auch ein kind der 80er und würde meine kinder auch gerne so aufwachsen lassen wie mir es ermöglicht wurde. Den ganzen tag mit den anderen kindern im wald spielen, hütten bauen, banden gründen mit allem was dazugehört inkl. Bandenname und maskottchen. Leider kann ich wegen dem verkehr meine kinder keine 5 min alleine vor die tür lassen. Dafür unternehm ich viel mit ihnen was meine mama nicht gemacht hat. Lg aus Österreich

    Antworten
  • Anonym

    3. März 2015 at 19:43

    Ich bin ein Kind der 70er und aus dem Westen Deutschlands. Wir haben mit mehreren Kindern draußen gespielt, alle Altersstufen.Und das ging.Man wurde nur zum Abendessen reingerufen.Im Dorf geht so was.Es war eine schöne und unbeschwerte Kindheit.Wenn ich das meinen Kindern erzähle, das ich ohne Hand überlebt habe, schütteln die ungläubig den Kopf.

    Lg Steffi

    Antworten
  • Anonym

    3. März 2015 at 19:45

    Als Kind der 70er Jahre, kann ich dir nur zustimmen. Wir haben den lieben langen Tag draußen gespielt. Ohne Handy überlebt .Und aus uns ist auch was geworden.

    Lg Steffi

    Antworten
  • Dani

    4. März 2015 at 11:30

    Hallo Dajana,
    ich bin auch im Osten in den 80er Jahren geboren, ich war auch ein Schlüsselkind und Pionierkind und für uns Kinder war es wirklich teilweise aufregender und wir waren freier ABER ich kenne es auch anders, ich wurde "geschlagen" im Kindergarten denn es galt Zucht und Ordnung. Allgemein war es erlaubt sein Kind zu züchtigen und dies taten auch viele frei heraus. Schwangerschaften waren für die Schwangeren auch nicht immer einfacher, denn durch das Nichtwissen wurde weiter geraucht, weiter getrunken, weiter schwer gearbeitet und so gab es viele Abgänge und Notfälle. Ich will kein Miesepeter sein, denn in sehr vielen Punkten hast du Recht und man sollte nicht immer alles negativ sehen aber die DDR war nicht nur gut und Aussagen wie alle hatten einen Job!!!…ja was für einen Job??? Ja wir Kinder waren freier, mussten wir auch sein da beide Elternteile meist Vollzeit gearbeitet haben und somit schlicht weg keine Zeit.
    Ein positives Mittelmass heute wäre toll aber wie auch du dich fragst was werden soll, frage ich mich das auch und ich habe auch Angst vor dem Leistungsdruck, den mein Kind mal spüren wird.

    Liebe Grüsse

    Antworten
    • Mit Kinderaugen

      4. März 2015 at 21:27

      Liebe Dani, danke für deinen Kommentar. Natürlich lässt sich das alles nicht verallgemeinern und ich kann nur aus meiner Sicht und von meinen Erfahrungen sprechen. Ich hatte eine wundervolle Zeit im Kindergarten und durchweg positive Erinnerungen an diese Zeit. Bei uns wurde niemand geschlagen oder sogar gezüchtet. Das ist furchtbar und darf auf keinen Fall tolleriert werden.

      Und in Bezug auf die Schwangerschaft gebe ich dir Recht. Ich hatte ja auch erwähnt, dass das viele Wissen heutzutage auch viele Vorteile bringt. Dennoch sind viele eben leider einfach nicht mehr so gelassen und das ist schade. Man muss bei allem einen guten Mittelweg finden. So fährt man am besten. Liebe Grüße, Dajana

      Antworten
    • Dani

      9. März 2015 at 20:46

      Liebe Dajana,
      ich find es super, dass du diese Dinge nicht erleben musstest und klar hast Du recht, Du schreibst ja aus deiner Sicht, die DDR ist eben ein brenzliges Thema 😉
      Liebe Grüsse
      Dani

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  • Anonym

    4. März 2015 at 21:03

    Da stimme ich dir vollkommen zu dani. Gerade was kita betrifft habe ich ähnliche Erfahrungen! Verklärung ist hier also mit vorsicht zu genießen. …
    Lg carols

    Antworten
    • Mit Kinderaugen

      4. März 2015 at 21:28

      Ich finde es wirklich furchtbar, dass du ähnliche Erfahrungen wie Dani machen musstest. Sowas darf es einfach nicht geben. Schrecklich. Wie gesagt ich habe durchweg positive Erfahrungen im Kindergarten gemacht und demnach schreibe ich natürlich auch positiv über diese Zeit. Danke für deinen Kommentar. Liebe Grüße, Dajana

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  • Anonym

    5. März 2015 at 20:10

    Ich bin auch ein EHST 80er Jahre Kind :). Die babys vorm Kaufhaus abstellen ist ein Klassiker :). Alle sind baby gucken gegangen. Ich hatte auch so eine tolle Kindergartenzeit.
    Und den ganzen Tag draußen spielen bis mama ausm Fenster brüllt :). Oder irgendjemand nach der Uhrzeit fragen, weil wir aufm nebenhof waren. Diese Freiheit würde ich heute vermissen.
    LG
    Anne

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