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Machen wir es selber zu kompliziert oder ist es heutzutage schwerer eine gute Mutter zu sein?

Hallöchen!

Gestern habe ich in der aktuellen Brigitte MOM ein sehr spannendes Interview mit einer Erzieherin gelesen. Besagte Erzieherin beklagte sich darüber, dass Eltern Kindern den Abschied im Kindergarten zu schwer machen und unbewusst klammern würden. Überhaupt seien viele der heutigen Eltern zu lasch, zu nachgiebig und gehen viel zu sehr auf das Kind ein.

Das Interview hat mich nachdenken lassen. Ist es wirklich so? Sind wir zu nachgiebig mit unseren Kindern? Geben wir, aus Angst etwas falsch zu machen, zu schnell nach? Glauben wir, dass die Kinderseele sofort verletzt wird, wenn wir mal rumbrüllen und schimpfen? Langweilt sich das Kind zuhause und muss ich es daher ständig Dauerbeschäftigen? Fragen über Fragen mit denen sich glaube ich fast jede Mutter täglich auseinandersetzt.

Ich gehöre leider auch dazu. Wie oft denke ich, dass sich der Mini Chef langweilt und versuche daher, ein Highlight nach dem anderen aus der Tasche zu ziehen. Heute in den Zoo, morgen plantschen auf dem Balkon übermorgen ein Besuch bei Freunden und und und. Aber muss das denn wirklich sein? Reicht es nicht, wenn das Kind sich vormittags im Kindergarten auspowert und nachmittags einfach “nur” zuhause oder auf dem Spielplatz spielt?! Ohne große Aktivitäten, Ausflüge und Besonderheiten. Ist es zuhause denn etwa nicht besonders genug? Warum glauben wir, unseren Kindern immer mehr und mehr bieten zu müssen?!

Einen großen Stellenwert nimmt natürlich die heutige Informationsflut ein. TV, Radio, Zeitung, Internet – überall liest man was denn andere Eltern alles so machen und ständig vergleicht man sich mit denen. Den anderen. Oh die waren im Zoo. Wir müssen auch mal wieder in den Zoo. Oh die waren im Freibad. Und was haben wir heute gemacht? Wir waren ja “nur” zuhause.

Die Erzieherin sagte im Interview, dass wir als Eltern heutzutage unseren Kindern zu früh zu viel bieten. Mit 3 das erste Mal im Freizeitpark, mit 5 schon nen halben Fuhrpark zuhause. Was soll da noch kommen?

Ich glaube ich war als Kind mit 10 oder 11 das erste Mal in einem Freizeitpark. Ok, ich bin im Osten groß geworden. Da gab es sowas ja nicht. Aber trotzdem. Meine Mama konnte nie so viel Zeit mit mir verbringen wie ich es mit dem Mini Chef tue. Sie hatte diese Zeit einfach nicht. Sie musste Arbeiten erledigen, die ich heutzutage nicht mehr erledigen muss bzw. die mir durch die heutige Technik erleichtert werden. Mama musste Kohlen aus dem Keller holen, den Ofen heizen, Wäsche stellenweise mit der Hand waschen, Windeln auskochen, mit Fahrrad einkaufen fahren und und und. Wann sollte sie da mit mir den ganzen Tag im Vierfüßlergang durch die Wohnung jagen?! Und dennoch hatte ich eine glückliche und zufriedene Kindheit. Mir hat es an nichts gefehlt.

Klar hat meine Mama auch viel mit mir gespielt. Ich erinnere mich da an stundenlange Monopoly und Super Mario Sessions. Aber meine Mama hat eben auch noch an sich selber gedacht. War stellenweise egoistischer, als ich es heute bin. Und das meine ich nicht im schlechten Sinne. Im Gegenteil. Ich glaube, heutzutage vergessen wir uns selber viel zu oft. Wir wollen ständig für unsere Kinder da sein. Immmer zu 200%. Immer geduldig sein. Immer mit Versändnis reagieren. Aber geht das denn auf Dauer? Wenn das Kind nicht um 19.00 Uhr ins Bett möchte, na dann ist es eben so. Aber das dadurch unser wohlverdienter “Feierabend” auch immer weiter nach hinten rückt, vergessen wir dann oft. Was ist so schlimm daran zu sagen, um 19.00 Uhr (oder 20.00 Uhr) ist Feierabend. Dann geht es ins Bett. Mama braucht auch noch etwas Entspannug. Was ist wenn wir das sagen? Wir haben wieder ein schlechtes Gewissen.

Im Interview spricht die Erzieherin auch darüber, dass wir als Eltern heutzutage viel zu lasch und nicht konsequent genug sind. Wir sind mehr Freund als Vater oder Mutter. Wir lassen unseren Kindern zu oft die Etscheidung, obwohl es an uns wäre zu sagen, dass es jetzt so und so gemacht wird. Man traut sich heutzutage ja nicht mal mehr, dass eigene Kind in der Öffentlichkeit etwas lauter zurechtzuweisen, weil man gleich Angst haben muss, dass man als zu streng gelte. Aber jetzt mal ehrlich? Wir wurden doch alle von unseren Eltern ab und zu ausgeschimpft und das bestimmt auch mal lauter. Und sie hatten bestimmt nicht immer gleich danach ein schlechtes Gewissen.

Heutzutage heißt es aber du sollst dich vor dein Kind hocken und ihm im ruhigen Ton die Welt erklären: “Nein Karl-Heinz-Gustav, du darfst die Vase nicht gegen die Wand feuern. Das macht man als großer Junge nicht.” Häh? Warum sollen wir mit unseren Kindern wie mit kleinen Erwachsenen  reden? Das ist doch viel zu viel für ein kleines Kind. Kinder brauchen klare Grenzen. Und wenn das bedeutet, dass man mal etwas lauter werden muss, na dann ist das so. Und dennoch haben wir alle ein schlechtes Gewissen, wenn wir das eigene Kind mal angeschrien haben. Aber warum? Wieso quälen wir uns denn so? Glauben wir unsere Kinder lieben uns nicht mehr, wenn wir mal nicht der coole Spielkamerad sind, sondern eben die strenge Mutter? Oder glauben wir, dass das Folgen für die Entwicklung des Kindes hat, wenn wir es mal anschreien?

Ich glaube wir machen es uns selber viel zu schwer. Denken zu viel nach. Wenn ich das so mache, dann passiert das. Das ist doch alles Quatsch. Wir lassen uns zu schnell von der Außenwelt beeinflussen und vor allem verunsichern.

Und um noch mal zurück auf den Kindergarten zu kommen. Anscheinend sind wir als Eltern schuld, dass den Kindern oft der Abschied von Mama oder Papa im Kindergarten schwer fällt. Wir klammern unbewusst. Und wir wollen nichts dem Zufall überlassen. Da wir ja wissen wie alles läuft oder zu laufen hat (siehe der ständigen Informationsflut), wollen wir einen reibungslosen Ablauf im Kindergarten. Und ist das mal eben nicht so, sind wir völlig fertig und suchen nach dem Fehler.

Mich verunsichert es auch, dass der Mini Chef morgens im Kindergarten immer weint und anscheinend lieber mit mir nach Hause kommen möchte, als dazubleiben. Klar hocke ich morgens auch da und erkläre ihm, dass er den Kindergarten doch kennt und es ihm Spaß macht. Aber bringt das was? Versteht er das in dem Moment überhaupt? Muss ich einfach klarer und kürzer Abschied nehmen? Ich weiß es nicht. Jeden Morgen gucke ich unsere Erzieherinnen an und frage: “Ihr sagt mir was ich wann machen soll, ja?! Wann ich losgehen soll.”

Warum sage ich das? Weil ich verunsichert bin. Weil ich alles richtig machen möchte zum Wohle des Mini Chefs. Das ist natürlich auch gut so und völlig richtig, aber vielleicht sollte ich noch mehr Vertrauen in mein Kind und vor allem in die Kindergartenumgebung haben. Schließlich finde ich beim Abholen immer ein glücklich spielendes Kind vor. Und dennoch gehe ich nach der Verabschiedung nach Hause und frage mich, ob es meinem Kind jetzt gut geht? Und ob er glücklich ist? Notiz an mich selber: Ich sollte vielleicht doch noch mal über die versteckte Kamera nachdenken!

Warum denken wir über alles so vieles nach? Warum müssen wir uns immer rückversichern, dass wir so wie wir es machen auch alles richtig machen? Sollten wir nicht einfach handeln, anstatt über alles bis ins kleinste Detail nachzudenken?

Wie war das denn früher? Haben unsere Eltern auch so viel über alles nachgedacht? War früher vielleicht alles besser und einfacher? Waren unsere Eltern die besseren Eltern? Sind wir wirklich zu lasch, nicht konsequent genug, zu sehr Kumpel, als Mutter?

Ich glaube nicht, dass wir alles falsch machen. Auch wir sind gute Eltern, auch wenn wir eben andere Eltern sind als es unsere eigenen Eltern waren. Dennoch bin ich der Meinung, dass wir öfter auf unsere Entscheidungen vertrauen sollten und vor allem sollten wir mal loslassen und abschalten. Es muss nicht immer alles nach Plan laufen. Nicht immer alles perfekt. Und wenn die Nachbarsmutter mal wieder erzählt, wie toll doch alles mit Karl-Heinz-Gustav läuft und das sie ja nie schimpfen müssen, weil Karl-Heinz-Gustav ja so gut erzogen ist, dann hörste einfach nicht zu. Die Nachbarsmutter liegt bestimmt abends heulend im Bett, weil sie völlig erschöpft und überfordert ist. Weil sie ständig auf allen Vieren mit Karl-Heinz-Gustav durch die Wohnung hechelt und versucht, jeden Tag neue Action für Karl-Heinz-Gustav zu organiseren. Und? Du bist keine schlechte Mutter, nur weil du mal egoistisch bist und denkst: “Nö. Jetzt trinke ich erstmal meinen Kaffee in Ruhe aus.” Im Gegenteil. Da du tagsüber deine Momente bewusst nimmst, die nur für dich da sind, biste viel entspannter und gelassener.  Also: Kontrolle ist zwar gut, aber Vertrauen in sich, in sein Kind, in die Umgebung ist doch viel  besser!

Ich stelle also fest: Mit Kinderaugen betrachtet, komme ich auch schon ganz gut allein zurecht. Ich kann mich schon ganz gut alleine beschäftigen und genieße es auch, wenn ich mal für 10 Minuten alleine meine Autos durch die Gegend schiebe. Ich weiß ja, dass Mama da ist, wenn ich sie brauche.

Eure Dajana 

PS: Nur um das klarzustellen, sicherlich kann man auch schon mit nem dreijährigen in einen Freizeitpark fahren. Wir werden demnächst auch ins LEGOLAND Deutschland fahren. Ich finde ebne nur, dass man sich damit nicht stressen sollte, dass man es unbedingt tun muss. Macht man es, ist es schön und macht man es eben nicht, ist es auch ok.  

3 Comments

  • BF-designed-by-BF

    11. Juni 2014 at 11:01

    Gut geschrieben, genau so ist es. Natürlich lieben wir unsere Kinder und wollen das beste für sie, aber auch selbständigkeit muss gefördert werden, und Grenzen gesteckt, es sind Kinder und keine Minierwachsenen die alles selber bestimmen können/dürfen.
    Manchmal denke ich auch das sich bei einigen alles ums Kind dreht und sie nur noch Eltern sind, total fremdbestimmt.
    Und die jenigen die immer behaupten wie toll alles ist und wie guterzogen/weitentwickelt ihr Kind ist und nie probleme auftreten, die lügen ganz schlicht und einfach.

    LG

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  • Kaleas Welt ♥

    11. Juni 2014 at 15:33

    Oh ja, ich sage ganz klar zum Käfer, dass ich jetzt erst einmal meinen Kaffee trinken will. Da kann sie sich auf den Kopf stellen. Wie zufrieden kann man sein, wenn man den ganzen Tag den Animateur spielt. Also ich werde dann irgendwann ausgelaugt.
    Ich schimpfe auch. Sogar in der Öffentlichkeit!! 😉
    Kinder brauchen Klarheit. Struktur. Grenzen. Und ganz sicher keine unklaren und unsicheren Eltern, die Entscheidungen ihren Sprösslingen überlassen. Abgesehen davon… die Zwerge müssen noch früh genug Verantwortung für qlles mögliche übernehmen und Entscheidungen treffen. Sollen sie doch lieber Kinder sein und geschützt und sicher ihre Welt entdecken können!! Apropos – Klarheit etc. sorgt für ein Gefühl von Sicherheit und so fällt der Abschied auch leichter. Gar nicht viel erzählen, klar bleiben, trotzdem liebevoll und das Abschiedsritual nicht in die Länge ziehen. Positiv sein und darauf vertrauen, dass die Erzieher dir schon rückmelden, wenn etwas sein sollte… 🙂
    Ich fand deinen Post.jedenfalls sehr spannend, denn solche Dinge frage ich mich auch oft. Ein bisschen (viel) haben unsere Eltern schon richtig gemacht. Da kann man sich doch einiges rausziehen und auch mal ein bisschen oldschool erziehen. 😀 Oder?

    Lieben Gruß
    Tanja

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  • VorstadtOwl- Revival

    12. Juni 2014 at 12:39

    Dajana das hast du toll geschrieben. Ich überlege oft was man machen kann um Action zu bieten . Dann sitze ich vor meinem wochenplaner , die Wetter App. Geöffnet am Esstisch und überlege . es ist einfach ein unaufhörlicher Drang . Der Drang seinem Kind Erinnerungen mitzugeben . Ich will das er was erlebt , glücklich ist. Uns voll auskosten kann . Ich will das so sehr , weil ich zwar behütet aufgewachsen bin – meine Eltern aber nie zeit hatten . Ich erinner mich an paar Aktivitäten , Urlaube und auch Freizeit Park Besuche . Ich erinner mich aber nicht ab gemeinsame Radtouren , Mittagessen oder Hausaufgaben Betreuung . Die waren immer so viel arbeiten . wir waren so schnell selbstständig .. Davis überlasse ich auch manchmal die Wahl zu entscheiden – allerdings eher ob wir lieber puzzeln oder auf den Spielplatz sollen . Ob er heute lieber Grün oder Blau tragen will . Es macht ihm Spaß . Weil er es bewusst wahrnimmt . Und mir macht es dann auch Spaß. Mit der zeit habe ich gelernt zeit für mich , freiraum zu schaffen . Ich trinke meinen Latte gehe sporteln oder einfach alleine Shoppen . Deshalb bin ich kein schlechter Mensch . Wohl mehr eine Konflikt Bekämpferin , weil es manchmal besser ist vor die Tür zu gehen als mit einem 2 jährigen zu diskutieren . es ist nicht immer so , aber manchmal . die Medien , das ganze Umfeld alles trägt dazu bei das wir so sind wie wir sind . Wir wollen uns auf der Aufstiegsleiter der besten Mutti ständig einholen . einfach mal den Ball flach halten . Knieschoner anziehen ( wegen dem rum rutschen) und leben . Liebste Grüße Isabella

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