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Über CTFD- und Ratlos-Parenting {Gastpost Nummer 1 von Tobi vom Blog “Weddingerberg”}

Hallöchen!
Freunde jetzte gerade sitzen wir im Flieger nach LA. Ick werde mich auf Instagram und Facebook relativ schnell wieder “live” melden. Wann es aber den ersten Artikel von mir geben wird, weeß ick leider noch nicht. Kommt darauf an wie schnell wir in unserer Wohnung Internet bekommen. Letztes Jahr hatten wir damit ziemliche Probleme. Also mal kieken. Aber natürlich sollt ihr euch hier nicht langweilen und deswegen habe ick fantastische Gast-Blogger für euch, die euch mit wundervollen und liebreizenden Texten die Zeit bis zu meiner Rückkehr versüßen werden.
Den Anfang macht heute Tobi vom Blog Weddingerberg. Den Guten hatte ick im Sommer auf dem Mompreneurs und Blogger Event am Berliner Wannsee kennengelernt (noch mal lesen? klick). Ein cooler Typ, der och in echt extremst sympathisch und witzig ist. Also viel Spaß mit seinem Artikel! Eure Dajana
Ohje, wie erziehe ich bloß mein Kind? Das ist eine Frage,
die jeder kennt und auf die so wenige Antwort wissen. Dachte ich
zumindest. Doch ich lese Dinge wie helicopter parenting, attachment
parenting, tiger mother parenting, minimalist parenting. Bei so viel
unterschiedlichem parenting (zu deutsch: Erziehung, Betreuung) bin ich
überhaupt nicht mehr verwundert, dass es auf den Spielplätzen landauf,
landab immer wieder zu Szenen erbitterter Auseinandersetzungen kommt.
Und es ist ja ganz einfach: Man sattelt das Kleinkind, zieht die
entsprechende parenting Lanze und reitet hinein ins Mommy wars Duell.
Last mommy standing, bis die Rüstung bricht.
Bildrechte: Weddingerberg.de
Meine
kleine Tochter ist mit ihren sechs Monaten wohl zu jung, um in die
Schlacht zu ziehen. Sie kann ja noch nicht einmal laufen. Die
Kinderärztin drohte während der U5 kürzlich sogar mit Krankengymnastik,
wenn sie nicht in vier Wochen krabbelte. Ich stelle erschrocken fest,
Kinderarzt parenting scheint eine besonders aggressive Form der
Betreuung zu sein. Doch ich bin gerüstet.
Was ist CTFD parenting?
CTFD – Calm the fuck down (zu deutsch: Beruhig Dich,
verdammt nochmal) ist eine nicht ganz so ernst gemeinte parenting
Methode, die sich ein leicht bis mittelmäßig genervter Papa aus Kanada
hat einfallen lassen. Zugegeben, die Namensgebung mag drastisch
erscheinen. Vielleicht ist sie in der Hitze eines Gefechts entstanden,
denn auch die Regeln sind dementsprechend simpel gehalten: Schritt 1 –
Beruhig Dich, verdammt nochmal! Schritt 2: siehe Schritt 1!
Das
will mir gefallen, denn was hinter dieser Idee steckt ist wirklich
denkbar einfach: Folge ausschließlich dem, was Du für richtig hältst.
Wenn das Gefühl stimmt, dann stimmt’s einfach. Und wenn Du nicht weißt,
wie Du Dich fühlst? Auch dann wird es in den allermeisten Fällen in
Ordnung sein. Und wenn andere Kinder sich schneller entwickeln oder
andere Eltern mit ihrem Nachwuchs prahlen? Siehe also bei Mommy wars
oder Vergleicheritis: Beruhig Dich, verdammt nochmal! Und ja, das kann
man dann auch gerne mal laut sagen. Verdammt.
Braucht Erziehung ein Label?
Überraschend viele Wege führen ins Elternsein und nicht
jeder Familienentwurf bedarf zwangsläufig eines Labels. Babys und
Kleinkinder fragen ihre Eltern selten, welches Erziehungslabel sie
konkret bevorzugten. Auch ist nichts darüber bekannt, ob auf Schulhöfen
ein „Erziehungsquartett-Kartenspiel“ kursiere.
CTFD
parenting ist nicht mehr als ein augenzwinkernder Appell für einen
bestimmten Erziehungs- und Lebensstil, nämlich dem entspannteren. Er
plädiert für mehr Humor und mehr Gelassenheit: 1) Gelassenheit im Umgang
mit sich selbst und den ohnehin nicht zu erfüllenden Erwartungen, die
man an sich als Elternteil stellt, 2) mehr Gelassenheit im Umgang mit
dem eigenen Kind und 3) mehr Gelassenheit im Angesicht der Konfrontation
durch andere Eltern und die Welt im allgemeinen.
Aber
Vorsicht: Am Ende des Tages ist die CTFD-Methode keine echte
Hilfestellung. Sie löst keine ernsthaften Familien- oder
Beziehungsprobleme, denn hierfür fehlt ihr die nötige Tiefe. Es bleibt
ein Appell bzw. eine Idee mit hohem Wahrheitsgehalt und einem
Augenzwinkern zwar, aber eben nicht mehr als diesem Zwinkern.
Zu Guter letzt: Unser persönliches parenting
Ohne es zu wissen, folgen wir als Eltern bereits vom ersten Tage
augenscheinlich der CTFD-Methode. Dafür werden wir immer wieder und von
vielen Seiten gelobt. Obgleich, wir würden es manchmal weit weniger
optimistisch formulieren. Manchmal praktizieren wir andere
althergebrachte Erziehungsvarianten wie: Abwarten parenting, Ratlos
parenting oder auch das gute, alte Überfordert parenting. Und wie heißt
es dann so schön gemäß CTFD: Beruhig Dich, verdammt nochmal! Ich
versuch’s und stelle mir dann manchmal eine Blümchenwiese vor. Dann
geht’s wieder.
Und last but not least.
Ich stelle also fest: Mit
Vateraugen
betrachtet, kann ich endlich so tun, als stünde
hinter meiner Ratlosigkeit ein modernes, ja ausgeklügeltes
Erziehungskonzept. Dafür kann man mich dann auch ausgiebig bewundern,
denn machen wir uns nichts vor: Männer brauchen Applaus.

Ich
stelle ebenso fest:
Mit Kinderaugen betrachtet find ich es gut, dass ich nicht mehr so viel auf Papa
aufpassen muss. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste müssen sie wissen.
Und wenn er entspannt ist, dann kann ich auch entspannter sein und
kann.. oh, ein buntes Knisterfusselding, Sie entschuldigen mich.
Für weitere Infos, siehe hier: The Daddy Complex

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