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Mit Kleinkind ins Ausland – Erfahrungen und Tipps für einen längeren Aufenthalt im Ausland

Hallöchen!

Unser Aufenthalt hier in Kalifornien neigt sich nun langsam dem Ende zu. Auf der einen Seite bin ich fassungslos wie schnell die Zeit vergangen ist. Auf der anderen Seite freue ich mich nun aber auch auf zuhause: Im eigenen Bett schlafen, die Omi sehen, Freunde sehen, ne jute Stulle essen – das sind nur einige der Sachen auf die ick mich so langsam richtig doll freue.

In den letzten zehn Wochen haben wir viel gesehen und erlebt. Schönes und leider auch nicht so Schönes. Wir haben viel gelacht und Spaß gehabt. Wir waren manchmal aber auch traurig und in Sorge. Das Leben geht natürlich auch in einem anderen Land weiter und auch im Ausland kommt früher oder später der Alltag. Deswegen möchte ich euch heute einen kleinen Erfahrungsbericht an die Hand geben. Dass ist vor allem für die interessant, die mit dem Gedanken spielen, für einen längeren Zeitraum mit Kleinkind ins Ausland zu gehen. Mit länger meine ich mindestens vier Wochen. Ansonsten ist es mehr Urlaub, als wirklich leben.

 

Wir waren ja letztes Jahr für sieben Wochen in den USA: Davon fünf Wochen in Kalifornien und zwei Wochen urlaubsbedingt in Florida. Letztes Jahr war alles anders. Der Mini Chef war knapp zwei und hatte das alles noch nicht so intensiv erlebt wie dieses Jahr. Es hat sich alles wie Urlaub angefühlt.

 

Glücksmoment: In den Himmel schauen und DAS sehen.

Dieses Jahr ist das ganz anders. Mit seinen knapp drei Jahren nimmt der Mini Chef alles bewusst und sehr intensiv wahr. Und vor allem sind wir dieses Jahr noch mal ein gutes Stück länger hier. Wir können jetzt sagen, dass wir wirklich in den USA gelebt haben. Denn zwölf Wochen oder drei Monate sind leben. Das ist kein Urlaub mehr. Du hast einen normalen Alltag. Erledigst Dinge, die du zuhause auch erledigst. Klar, viele Situationen fühlen sich dennoch nach Urlaub an. Wenn ich zum Beispiel Anfang Januar unter Palmen stehe und in den blauen Himmel schaue. Oder wenn ich am Starnd stehe. Einfach so. Im Januar. Das ist schon toll und setzt Glückshormone frei. Dennoch ist es auch Alltag. Eben ein anderer Alltag.

Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht und ein paar Tipps zusammen getragen für einen längeren Aufenthalt im Ausland. Ich muss vorab sagen: Es ist nicht leicht. Es ist aber auch nicht schwierig. Es ist irgendetwas dazwischen. Kinder passen sich ja unglaublich schnell an neue Situationen an. Die einzigen, die Probleme mit veränderten Situationen haben unda lles immer wieder hinterfragen und analysieren sind wir Erwachsenen. Wir beobachten das Kind ganz genau. Geht es ihm gut? Fühlt es sich wohl? Ist es glücklich? All das sind Fragen mit denen sich Eltern beschäftigen, wenn sie umziehen. Egal ob “nur” in eine neue Stadt oder ob in ein neues Land. Alles ist auf einmal anders. Anders heißt aber eben nicht schlecht, aber man muss sich als Familie eben wirklich zusammen tun und alles Neue zusammen meistern.

Hier meine Tipps für einen (hoffentlich) angenehmen, schönen und abgesicherten Auslandsaufenthalt. Diese Tipps sind natürlich nicht zu verallgemeinern und beruhen auf unseren Erfahrungen.

Auslandskrankenversicherung

Der wichtigste Punkt überhaupt und dabei ist es egal, ob ihr zwei Wochen oder zwei Jahre bleibt. Ihr benötigt eine spezielle Auslandskrankenversicherung. Eure gesetzliche Krankenversicherung sichert euch im Ausland NICHT ab. Ihr müsst eine Zusatzversicherung abschließen. Und vor allem müsst ihr euch darüber informieren für wie lange eure gewählte Versicherung gilt. Meine Versicherung zum Beispiel galt nur für maximal 70 Tage. Sprich wir mussten vorab noch eine zusätzliche Familienversicherung abschließen. Besonders in den USA benötigt ihr eine Versicherung oder müsst in Vorkasse gehen, ansonsten kann es passieren, dass ihr keinen Termin beim Arzt bekommt.

Nicht alle Ärzte erkennen die deutsche Auslandskrankenversicherung an. Sobald Amerikaner eine andere Zahlenkombi eingeben müssen oder eben mit Daten umgehen müssen, die sie nicht kennen, sind sie ganz schnell überfordert. Das bedeutet, dass ihr in Vorkasse gehen und euch das Geld später von eurer Versicherung zurückholen müsst. Medikamente müssen in den USA immer vorab selber bezahlt werden. Dieses Geld bekommt ihr aber auch wieder.

Routine im Alltag

Ich muss gestehen, dass wir in den ersten Wochen wie im Urlaub gelebt haben: Es ging spät ins Bett, wurde morgens lange geschlafen, Mittag fiel manchmal aus und so weiter. Wir haben aber schnell gemerkt, dass das nicht geht. Kinder brauchen Routine und einen geregelten Tagesablauf. Klar kann man mal länger schlafen oder später ins Bett gehen, aber nicht auf Dauer. Da ich ja auch hier zuhause arbeite und der Mini Chef nicht in den Kindergarten geht (dazu gibt es noch mal nen Post) haben wir natürlich keinen Zeitdruck am Tag. Wir können uns alles selber einteilen. Trotzdem stehen wir morgens spätestens 8.00 Uhr auf und gehen abends spätestens um 21.00 Uhr ins Bett. Das ist davon abhängig, ob der Mini Chef Mittags schläft oder nicht. Sicherlich könnten wir bis zehne früh in den Betten liegen, aber das möchte ich nicht. Ich möchte, dass der Mini Chef einen geregelten Tagesablauf hat.

Dass bedeutet, wir stehen morgens auf. Dann wird ne Weile gespielt, dann ziehen wir uns und bringen den großen Chef ins Büro. Danach fahren wir wieder nach Hause, essen Frühstück und waschen uns richtig und machen uns fertig. Danach fahren wir entweder auf den Spielplatz oder erledigen etwas. Dann geht es wieder zum Mittag nach Hause. Es folgt Mittagsschlaf oder ne kleine Ruhepause oder es wird gespielt, wenn das Kind partout nicht müde ist. Ich erledige ein paar Arbeiten zuhause bevor wir späten Nachmittag den großen Chef wieder vom Büro abholen. Danach fahren wir noch mal auf den Spielplatz, in die mall oder einkaufen und dann geht es wieder nach Hause. Und das ist mit kleinen Abweichungen jeden Tag gleich. Auch wenn wir eben nicht zuhause sind und eigentlich keinen Zeitdruck haben, ist es so wunderbar.

Persönliche Gegenstände von zuhause

Was man alles von zuhause mitnimmt, ist wohl mit eine der schwersten Fragen. Ich kann euch nur empfehlen, nehmt viele persönliche Dinge des Kindes mit. Ich meine, das macht man als Mutter ja eh. Klar haben wir hier auch Bücher und Spielsachen gekauft, dennoch merke ich, dass es für den Mini Chef gut ist, dass er hier vertraute Bücher und Spielzeuge hat. Auch habe ich zwei Kuschelkissen, eine Kuscheldecke und zwei Kuscheltiere mitgenommen. Das bringt Vertrauen.

Vertraute Orte und Gebäude

Wir haben gemerkt, dass es gut tut und schnell Vertrauen in die neue Umgebung bringt, wenn man Gebäude oder Orte immer und immer wieder sieht oder daran vorbeifährt. Beim Mini Chef ist es ja so, dass er Kirchtürme liebt. Wer meinen Blog schon ne Weile liest weiß, dasss wir JEDEN Tag nach dem Kindergarten zu unserem örtlichen Kirchturm mit Springbrunnen gelaufen sind und danach noch mal 30 Minuten auf den Spielplatz. Jeden Tag.

Auch hier haben wir solch ähnliche Orte, die dem Mini Chef Vertrauen schenken und wo er sich freut, wenn er sie sieht. Klingt jetzt doof, aber es ist zum Beispiel der McDo gleich bei uns ume Ecke. Letztes Jahr haben wir da viel gestanden, um das W-Lan zu nutzen, da wir in der Wohnung ja keines hatten. Der Mini Chef hat den McDo sofort wieder erkannt. Auch heute fahren wir noch oft hin, weil ich mir nen Kaffee hole. Manchmal fordert er das auch ein und sagt “McDonald fahren”. Er will dann, dass wir durch den Drive-In fahren und icke mir nen Kaffee hole.

Dann gibt es hier so einen aufgeblasenen Mann, der vor nem Reifengeschäft steht und “tanzt”. Der Mini Chef liebt diesen tanzenden Mann und wir fahren jeden Tag mindestens einmal an ihm vorbei. In der Weihnachtszeit war es der dicke Santa, an dem wir jeden Tag vorbeigefahren sind. Ohne das getan zu haben, konnten wir nicht nach Hause fahren.

 

Der tanzende Mann.

Und dann fahren wir ganz oft zu Applebee´s Abendbrot essen. Der Mini Chef liebt das Restaurant und wenn wir ihn fragen, wo wir essen gehen sollen, sagt er immer “Applebee´s”. Auch haben wir hier zwei Stammspielplätze. Den einen kennen wir bereits vom letzten Jahr und der andere kam neu dazu. Täglich sind wir auf einem der zwei.

Einer, der zwei Stammspielplätze.

Ich denke ihr versteht, was ich sagen will. Sucht euch ein Restaurant, Café, Spielplatz oder Park, wo ihr in den ersten Wochen regelmäßig hingeht. Das bringt eurem Kind Sicherheit und Vertrauen in die neue Umgebung.

Ein eigenes Zimmer

Dieser Punkt ist wahrscheinlich nicht immer so leicht umzusetzen. Erstens ist es ja eine Geldfrage wo und wie man wohnt und zweitens eine logistische Frage. Bei uns ist es so, dass wir in unserer möblierten Wohnung nur ein Schlafzimmer und ein großes Wohnzimmer mit Küche haben. Es gab leider keine anderen möblierten Wohnungen und wir hatten keine Auswahl. Wir haben aber schnell gemerkt, dass ein zweites Zimmer fehlt. Nicht zum Schlafen, denn wir schlafen ja im Familienbett, aber zum spielen und aufhalten.

In Deutschland hat der Mini Chef im Wohnzimmer auch eine Spielecke, aber er hat eben auch sein eigenes Zimmer, in das er sich zurückziehen kann. Ich finde, dass ist ganz wichtig. Für alle. Nicht für das Kind. Man braucht einfach ab und zu etwas Zeit für sich. Hockt man die ganze Zeit aufeinander und stapelt sich das Spielzeug im Wohnzimmer, kann das schnell mal nerven. Deswegen würde ich versuchen eine Wohnung oder ein Haus zu finden, in dem es eben genügend Räume gibt, so dass jedes Familienmitglied sich mal zurückziehen kann.

Zusammenfassend kann ich nach den zehn Wochen sagen: Mit Kind ins Ausland gehen, ist ein großer und manchmal schwieriger, aber eben auch ein guter Schritt. Man erlebt und erfährt als Familie so viel Neues und vor allem wächst man als Familie noch mal mehr zusammen, da eben alle in dieser neuen Situation sind. Es ist nicht immer leicht: Die Familie und Freunde fehlen, der deutsche Alltag und das deutsche Leben im allgemeinen. Viele Dinge, die man vorher als normal empfunden hat, weiß man nach einem Auslandsaufenthalt viel mehr zu schätzen.

 

Zusammen das Abenteuer “Leben im Ausland” erleben.

Ich würde aber jedem immer wieder raten: Wenn ihr die Möglichkeit habt, ins Ausland zu gehen, dann tut es! Die Erfahrungen die ihr sammeln werdet, egal ob positiv oder negativ (wobei die positiven in den meisten Fällen immer überwiegen) werdet ihr für den Rest eures Lebens in euch tragen. Ihr werdet so viel erleben und sehen und eure neu gesammelten Erfahrungen werden euch bereichern.

Jetzt, mit nem knapp drei Jährigen würde ich sagen, desto kleiner das Kind, desto leichter ist ein Neustart im Ausland. Ein Baby oder ein kleineres Kind ist noch nicht so stark sozial integriert wie ein Kleinkind. Es war vielleicht noch nicht im Kindergarten, hat vielleicht noch keine festen Freunde. Leicht ist es nie, aber desto älter die Kinder, desto mehr hängen sie doch an dem Zuhause, dem Kindergarten, den Omis und Opis oder den Freunden. Und vor allem stellen sie Fragen und wollen alles wissen: Wo ist XY? Warum schläft Omi jetzt, wenn wir doch wach sind? Wo ist mein Kirchturm? Wo ist mein Bob (den haben wir zuhause gelassen)?

Aber das ist nur mein persönliches Empfinden. Als der Mini Chef noch ein Baby war, hätte ick bestimmt gesagt: “Ins Ausland? Mit Babyß Macke oder was? Mach ich nicht!” Man glaubt ja meistens, dass ein anderes Alter einfacher und unkompizierter ist, als das Alter des eigenen Kindes. Wenn sie erstmal laufen können, sprechen können…usw. ich denke ihr versteht!

Wer von euch hat denn schon mal für einen längeren Zeitraum im Ausland gelebt? Oder lebt ihr sogar aktuell im Ausland? Wie sind eure Erfahrungen? Habt ihr noch andere Tipps?

Ich stelle also fest: Mit Kinderaugen betrachtet, fühle ich mich hier in “Meaka” richtig wohl. Ab und zu vermisse ich mein zuhause, aber nicht so oft. Wir erleben hir immer so viel und machen so viel. Das ist schon toll.

Eure Dajana  

7 Comments

  • Themama

    10. Januar 2015 at 12:31

    Was, ist die Zeit für euch schon wieder um?!? Das ging jetzt aber fix.
    Ich hab zwar schon für lange Zeit im Ausland gelebt (1,5 Jahre Australien, 3 Monate Neuseeland) aber das war ohne Kinder. Und rein technisch betrachtet lebe ich ja auch jetzt im Ausland. Wobei nach fast 10 Jahren hier leben gilt das irgendwie auch nicht mehr 😉 (und die Kinder sind hier ja auf die Welt gekommen).

    Danke für deinen Bericht und Tipps. Man weiss ja nie…
    Liebe Grüsse und geniesst die letzte Zeit noch.

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    • Mit Kinderaugen

      10. Januar 2015 at 17:19

      Meine Liebe, wow! 1,5 Jahre Australien. 2006 waren wir mal da. Tolles Land, aber wirklich viiiel zu weit weg. Ja die Zeit ist schon wieder rum. Ich freue mich jetzt aber auch auf zuhause. Nur auf das Wetter nicht. Auf Sturm, Regen und Dunkelheit kann ick verzichten. 🙁 Liebste Grüße, Dajana

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  • Anonym

    11. Januar 2015 at 12:23

    Hi Dajana, sehr schön zusammengefasst und ich freue mich, dass es euch gefällt, aber auch, dass ihr wieder zurückkommt. Man lernt im Ausland Deutschland mit seinen Vorzügen zu schätzen. Wir haben 8 Jahre in Holland gewohnt, beide Kinder sind dort geboren, aber ich bin sehr froh, dass wir wieder in Deutschland wohnen. Was mich interessieren würde, ob ihr immer noch vor habt richtig in die USA zu ziehen, also für mindestens 10 Jahre oder ob euch der kleine Ausflug reicht. Stürmische Grüße aus Deutschland. Claudia K.

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  • Daniel

    19. Oktober 2018 at 16:53

    Wir sind mit den Kindern von Deutschland nach Österreich übersiedelt. Gut, dass ist jetzt nicht so der große Unterschied, aber dennoch war es für die Kinder alles andere als leicht. Immerhin mussten sie aus ihrem gewohnten Umfeld raus und ihre Freunde hinter sich lassen. Umziehen mussten wir aus beruflichen Gründen meiner Frau. Mittlerweile aber haben wir uns ganz gut eingelebt und auch die Kinder fühlen sich in Wien wohl. Früher haben wir am Land gewohnt – jetzt so mitten in der Stadt ist natürlich schon eine enorme Veränderung. Aber alles hat seine Vor- und Nachteile. Ab und zu spiele ich schon mit dem Gedanken, wieder nach Deutschland zurückzukehren – doch andererseits denke ich mir dann, dass ich den Kindern eine abermalige Veränderung nicht antun möchte.

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  • Übersiedlung in Wien

    31. Oktober 2018 at 15:33

    Hallo, dieser Beitrag hat mich ein bisschen an meine eigene Erfahrung erinnert, als ich vor 12 Jahren mit meinem Mann und 2 Kleinkinder einen längeren Urlaub in Österreich geplannt habe. Na ja, aus dem Urlaub wurde plötzlich ein neuer Wohnort, weil mein Mann eine gute Arbeitsstelle gefunden hat. Die Kinder haben sich super schnell an alles gewöhnt und die Sprache kennengelernt, jetzt sind sie echte Wiener und fühlen sich in ihrem Heimatsland Bosnien wie Touristen. LG aus Wien

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