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Wie ick glaubte als Mama zu sein und wie ick wirklich bin {Der Versuch einer mütterlichen Selbstreflektion}

Hallöchen!

Nun bin ich schon über 2,5 Jahre Mama. Eine aufregende und manchmal auch anstrengende Reise liegt hinter mir. Ich liebe es, Mama zu sein. Es gibt einfach nichts vergleichbares. Dennoch gibt es Situationen in denen ich mich manchmal über mich selber wundere. Und zwar deshalb, weil ich dann ganz anders reagiere, als ich früher gedacht habe.

Als ich noch keine Mama war, gab es Dinge, die ich an Müttern total schlimm fand. Ich dachte mir immer “So machst du das später nicht”. Und jetzt als Mama ertappe ich mich leider total oft eben genau bei diesen Dingen, die ich früher so furchtbar fand. Wahrscheinlich steht auch just in diesem Moment ne Nicht-Mutter hinter mir, schüttelt den Kopf und denkt “So machst du das später nicht”. Jaja es wiederholt sich eben alles.

Als ich noch keine Mutter war, dachte ich immer, dass ich ne total coole und lässige Mutter werden würde. Meines damaligen Glaubens nach, sollte diese Lässigkeit und Unerschrockenheit schon in der Schwangerschaft anfangen. Schlimmer Irrglaube. Ich war eigentlich fast die gesamte Schwangerschaft hindurch nicht locker und nicht unerschrocken. Im Gegenteil. Ich war eigentich die ganze Zeit in Sorge um das Kind. Völlig unbegründet zum Glück, aber dennoch war ich es . Und warum? Weil ick einfach zu viel wusste und zu viel gelesen habe. Ich war völlig überinformiert und glaubte, alles deuten zu müssen. Nicht das es nicht gut wäre, dass man in der heutigen Zeit so viel Wissen hat, aber mal ganz ehrlich etwas weniger Wissen würde uns allen manchmal nicht schaden.

Nachdem ich im Oktober 2011 (ET war im Januar) wegen vorzeitigen Wehen dann ins Krankenhaus musste, hielt diese Sorege eigentlich bis zur Geburt an. Naja aber dann war das Kind ja da. Von nun an würde alles besser werden glaubte ich. Schon wieder falsch.

Die ersten Wochen mit Kind war ich irgendwie nicht ich selbst. Ich war unsicher und hatte ständig Angst, etwas falsch zu machen (hat man ja auch schon oft gehört, dass man beim Anziehen des Kindes ausversehen einen Wirbel ausrenken kann). Meine Mama hat immer gesagt, ick solle auf mein Bauchgefühl hören. Bauchgefühl? Verdammter Mist. Das musste ich ausversehen bei der Geburt mit rausgepresst haben.

Und wieder war es da: Dieses ständige Wissen, überall bekommste Infos darüber wie du es mit Kind richtig machst. Jeder drückt dir ne Meinung ins Gesicht und am Ende biste eigentlich noch verwirrter als am Anfang.

Dann ist das Kind größer geworden. Konnte laufen, sprechen und ich wurde entspannter. Liebe Mamis mit Babys. Auch wenn es blöde klingt, aber es ist wahr: Es wird einfacher! Ab einem gewissen Alter des Kindes setzen ja dann auch gewisse Erziehungsmaßnahmen ein und hier gibt es eben viele Dinge, die ich heute mache und früher immer total bescheuert fand.

Ein Beispiel: Ich habe mich früher immer darüber aufgeregt, wenn Kinder nicht mal 10 Minuten ohne Ablenkung am Tisch sitzen konnten, um ordentlich zu essen. Tja was soll ick sagen?! Es gab Zeiten, da hat der Mini Chef nur mit Spielzeug und TV gegessen. War mir in dem Moment total egal. Ick war froh, dass er überhaupt gegessen hat. Mittlerweile braucht er das nicht mehr. Er kann an guten Tagen bis zu 20-30 Minuten am Tisch sitzen und mit uns essen und reden. Das ist schon toll. An anderen Tagen muss eben das Ipad mit ner Folge Mickey Mouse daneben liegen oder ein Spielzeugauto, da er sonst nicht essen würde. Aber naja, ist halt so.

Früher fand ich es auch immer ganz schlimm, wenn Mütter ihren Kindern Schmutz mit der eigenen Spucke weggemacht haben. Naja, wat soll ick sagen? Habe ich auch schon gemacht und das nicht nur ein Mal. Und das in Zeiten von tollen feuchten Waschlappen für unterwegs. Schande über mein Haupt.

Was ich auch schlimm fand war, wenn Eltern ihre Kinder bewusst vor dem TV oder dem Computer geparkt haben, um mal 5 Minuten ihre Ruhe zu haben. Naja wat soll ick euch erzählen? Ich parke den Mini Chef zwar nicht bewusst vor dem TV oder drücke ihm bewusst das Ipad in die Hand, aber wenn er es haben möchte und ich eben somit dann mal 5 Minuten meinen (Eis)Kaffee trinken kann, habe ich damit überhaupt kein Problem.

Generell dachte ich immer, dass ich ne lockere Muddi werde, die sich nie Sorgen macht. Völliger Irrglaube. Bei jeder noch so kleinen roten Stelle oder blauem Fleck denke ich, häh wat ist das denn?! Damit mache ich mir das Leben natürlich selber kompliziert, aber ich kann das einfach nicht abschalten. Und woran liegt das wieder? Richtig. An der Flut an Informationen, die man täglich um die Ohren geknallt bekommt. Wie oft sage ich zu meiner Mama, dass ick sie um ihre damalige Unbeschwertheit und ihr Unwissen beneide. Unsere Mütter haben doch viel leichter gelebt. Sie wussten von all den schlimmen Sachen da draußen in der Welt nichts. Ist doch auch irgendwie toll.

Neben den Sachen, die ich mache und früher ganz schlimm finde, gibt es aber auch Sachen, die ich früher nicht gut fand und die ich auch heute noch nicht toll finde und sie deswegen auch nicht mache.

Zum Beispiel dieses Zählen bis drei, wenn das Kind nicht hört. Ich fand das schon immer völlig unnötig und überflüssig und habe es noch nie gemacht und werde es auch nie machen. Bei den meisten passiert nach der drei sowieso nichts. Also kann man das Zählen auch gleich sein lassen.

Auch finde ich es völlig unnötig, wenn man als Eltern so tut, als ob man weinen würde und traurig ist, nur um das Kind zu irgendeiner Handlung zu bewegen. Das muss für ein Kind doch schrecklich sein zu glauben, man sei nun schuld, dass Mama oder Papa weinen oder traurig sind. Halte ich nichts davon.

Und was ich auch nicht mache ist, den Mini Chef mit kompletten Vor- und Zunamen anzusprechen, um mehr Nachdruck auf meine Forderung zu legen. Das Kind sollte ja auch hören, wenn ich nur den Vornamen benutze. Aber viele Eltern tun das eben. Ist doch total doof, wenn das Kind dann den eigenen kompletten Namen damit verbindet, dass Muddi ihn benutzt, wenn sie sauer ist oder eine Handlung einfordern möchte. Und was machste, wenn das Kind bei Vor- und Zunamen Ausruf nicht hört? Hängste dann noch de komplette Adresse und das Geburtsdatum hinten ran, um der Aufforderung mehr Nachdruck zu verleihen?

Zum Thema essen und Tischmanieren hatte ich ja hier schon mal was geschrieben. Da hatte ich ja auch schon erzählt, dass ich nichts davon halte, wenn man Kinder zum Aufessen zwingt. Ich mache das beim Mini Chef auch nicht, da ich es selber schon als Kind ganz schlimm fand, wenn mein Opa sich über mich aufgeregt hat, wenn ick mal nicht aufgegessen hatte.

Auch verstanden habe ich nie, wenn Kinder jedes Wochenende bei den Großeltern waren. Ich meine, na klar darf das Kind zu den Omis und Opis, aber doch nicht jedes Wochenende. Es gibt natürlich Familien, wo das nicht anders geht und wo es einfach sehr hilfreich ist, wenn die Omis und Opis in der Nähe sind. Wenn zum Beispiel die Eltern in Schichten arbeiten oder wenn sie eben auch am Wochenende arbeiten müssen. Sind die Eltern aber zuahuse und haben frei, verstehe ich nicht, wenn die Kinder dann jedes Wochenende bei den Großeltern sind. Ich will doch auch meine Wochenenden mit meinem Kind verbringen. Ich kenne das von zuhause auch nicht. Ich war immer sehr selten bei meinen Omis und Opis. Sie waren aber immer sehr viel bei uns zuhause und so fand ich es wunderschön. Wir waren alle zusammen. Klar habe ich mal bei der Omi übernachtet, aber das war eben sehr sehr selten. Ich habe auch ganz selten alleine Urlaub gemacht mit den Omis und Opis. Warum auch? Ist doch viel schöner, wenn alle zusammen Urlaub machen (wenn es zeitlich mit allen passt). Warum soll mein Kind zwei Wochen alleine irgendwo hinfahren, wenn wir doch alle zusammen wegfahren können?! Ist der Mini Chef alt genug und sagt, er möchte eben mal alleine zur Omi, darf er das natürlich. Aber ich möchte so viel Zeit wie möglich mit meinem Kind verbringen und deswegen wird es das bei uns auch nicht geben, dass der Mini Chef jedes Wochenende woanders schläft oder alleine in den Urlaub fliegt (bis zu einem gewissen Alter jedenfalls).

Mütterlich stelle ich also fest: Es gibt viele Sachen, die ich jetzt ale Mutter genauso mache, wie ich es früher bei anderen Müttern belächelt habe. Es gibt aber auch Dinge, die ich früher schon nicht gut fand und die ich immer noch nicht gut finde.

Wie ist das denn bei euch? Seit ihr als Mutter oder Vater genauso, wie ihr es früher gedacht habt? Und was für Erziehungsmaßnahmen macht ihr heute, die ihr früher total doof fandet?

Ich stelle also fest: Mit Kinderaugen betrachtet, macht Muddi ihre Sache schon ganz gut. Manchmal meckert sie für meine Verhältnisse etwas zu viel. Ok, ich habe das Essen und die ganze Knete auf dem Fussboden verteilt. Na und? Das ist Kunst! Das muss so!

Eure Dajana

 

13 Comments

  • StyleMom

    29. Juli 2014 at 8:00

    Liebe Dajana, jaja, die guten Vorsätze als noch nicht Mama 🙂 Ich wollte nie so viel meckern. Hat bei unseren großen Maus auch ganz gut geklappt. Da heißt es immer, och wie gut erzogen und lieb. Beim Jüngsten haben wir alles genauso und gemacht und ich muss trotzdem ständig meckern. Genau das, was ich nie wollte.

    Aber woran ich mich immer halte ist, dass ich meine Kinder auch nie zwinge aufzuessen und das die Kinder nicht am Tisch sitzen bleiben müssen, bis wir aufgegessen haben. Das ist für die Kinder total langweilig und für uns ist es viel entspannter, wenn die beiden ruhig in ihrer Kinderecke spielen. Da haben also beide Parteien was von 😉
    LG Christiane

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    • Mit Kinderaugen

      30. Juli 2014 at 13:27

      Liebe Christiane, danke für deinen Kommentar. Ja das mit dem Meckern kenne ick och. Aber muss halt manchmal sein. Ist ja auch jeden Tag anders. Je nachdem wie hoch die Geduldsgrenze liegt. Und das mit dem Essen und Sitzenbleiben machen wir auch so. Lieber soll der Mini Chef spielen gehen und wir essen noch in Ruhe auf, als wenn er am Tisch sitzt und nur nörgelt. Hat keiner was davon. Lg, Dajana

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  • importkaaskop

    29. Juli 2014 at 14:49

    Da sehe ich mal wieder einige Gemeinsamkeiten. Bestätigung, ha! (Mal abgesehen davon, dass der kleine Kaaskop auch 2,5 ist, ich auch wegen vorzeitiger Wehen die letzten 6 Wochen öfter mal im Krankenhaus gewesen und ich die ersten Wochen, ach was sag ich, Monate total unsicher war.)
    Seinen Teller leer essen muss der kleine Kaaskop auch nicht, aber ein kleines Häppchen von allem muss er probieren, wenn er seinen Joghurt mit Obst als Nachtisch haben will. (Außer bei Muscheln oder anderem "exotischen" Zeug, dessen Geschmack er von mir aus nicht unbedingt kennen muss) Am Tisch sitzenbleiben tut er selten und eine Kinder-DVD darf er nachmittags auch gucken, wenn er müde und maulig ist (Mittagsschlafverweigerer!) und ich noch Essen kochen muss. Zurzeit steht er auf Kikaninchen und Conni.
    Wenn er in die Schule geht (hier in Holland ab 4!), wird er aber wohl in den Ferien öfter mal alleine bei Oma in Deutschland sein, hoffe ich. Damit er sein Deutsch verbessern kann. Wir waren auch kurz vor seinem ersten Geburtstag eine Woche ohne ihn in Lapland. Die Reise hatten wir wegen der Schwangerschaft abgesagt, wollten wir aber unbedingt nachholen und war nichts für ein Kleinkind. Opa und Oma haben sich gefreut! Ab und zu kümmern sie sich auch mal ein ganzes Wochenende um den kleinen Kaaskop, aber das haben wir in den 2,5 Jahren erst 3 Mal gemacht.
    LG aus Holland, Kristine
    Ansonsten bin ich weniger geduldig als ich dachte und greife ich leider doch öfter als mir lieb ist auf Erpressen/ Drohen zurück (Wenn du dir nicht endlich die Schuhe anziehen lässt, gehen wir nicht in den Park!). Pff.

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    • Mit Kinderaugen

      30. Juli 2014 at 13:30

      Mensch Kristine, wir sollten mal nach Holland kommen und uns treffen bei den vielen Gemeinsamkeiten. 😉 Da wir ja auch weit weg von den Omis und Opis wohnen, wird es bestimmt auch mal dazukommen, dass der Mini Chef alleine hinfliegt. Aber das wird noch viele Jahre dauern. 😉 Bis jetzt hat es auch immer gut geklappt, dass wir alle zusammen oder ich mit ihm zu den Omis und Opis konnten. Und wenn das weiterhin so klappt, machen wir das auch so. Lg, Dajana

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  • Wiebke Verflixter Alltag

    29. Juli 2014 at 20:16

    Machen das Eltern? Weinen, um das Kind zu manipulieren? Ist ja furchtbar.
    Und dass Du nun nicht mehr so entspannt ist doch ein Beweis dafür, dass Du Deinen kleinen Mann so sehr liebst. Es ist das Natürlichste überhaupt als Mutter NICHT lässig und cool zu sein. 😉

    und P.S.: Meine Spucke kam auch schon zum Einsatz :/

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  • Anonym

    30. Juli 2014 at 20:45

    Liebe Dajana,
    wie recht Du doch hast.
    Im ersten Lenpbensjahr von meiner Mausi flossen bei mir oft dieTränen.
    Ich war eine unerfahrene Mutti und habe mich von den ganzen Ratschlägen unterschiedlicher Leute verrückt machen lassen.
    Du musst spezielle Milch geben gegen Allergien, lass bloß keine 6-fach Impfung machen. Was? Dein Kind krabbelt noch nicht? Du musst unbedingt zum Osteopathen. Und dann gehst zur Krabbelgruppe und holst das Fläschchen raus und nicht die Brust. Die Blicke werde ich nie vergessen. Da kriegste gleich den Stempel "Rabenmutter" aufgedrückt.
    Zum Glück haben wir Doc Homi, unseren weltallerbesten Kinderarzt, der sich immer ganz viel Zeit für uns genommen hat und immer sagte: alles zu seiner Zeit, lassen sie sich bloß nicht von anderen Müttern solche Leuschen erzählen".Er hat mir ganz viel Sicherheit gegeben.
    Ja, und es gibt ja auch einen riesen Markt für Babys. Was Dir da alles vorgegaukelt wird was man so braucht. Ich schwöre Dir, wir hatten alles. Vom Beikostzubereiter bis hin zum Kängurubeutel. Ja, und auch den Pekipkurs haben wir brav absolviert.
    Meine Mutti hat immer geschmunzelt. " Sowas hatten wir alles nicht. Ihr habt den ganzen Tag im Laufgitter gesessen und ward zufrieden". Ja, ich war nicht nur in der DDR eingesperrt, sondern auch im Laufgitter;-)
    Aber aus unserer Generation ist ja auch was geworden. Und Du hast wirklich recht. Unsere Mütter waren einfach viel entspannter. Mein Mann und ich können heute auch nur darüber schmunzeln, was wir so alles angestellt haben. Beim zweiten Kind wollen wir es auch viel ruhiger angehen lassen;-)

    LG von Nadine

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  • Mit Kinderaugen

    30. Juli 2014 at 21:25

    Liebe Nadine bei mir war es ganz genauso. Alles habe ich ausprobiert und (fast) alles gekauft. Furchtbar. Aber naja so ist man halt beim ersten Kind. Meine Mama sagt auch immer zu mir, dass sie dieses ganze Zeugs nicht hatte und ich war ein glückliches und zufriedenes Kind. Danke für deinen tollen und interessanten Kommentar. Lg, Dajana

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