Mit zwei Jahren abgestillt

Hallöchen!

Mit zwei Jahren abgestillt. Dass ich diese Überschrift einmal benutzen werde, hätte ich vor einigen Jahren nicht gedacht. Generell hätte ich im Leben nicht erwartet, dass ich einmal eine – wie man so schön sagt – Langzeitstillende sein und mein Kind bis einige Wochen nach dem zweiten Geburtstag stillen werde.

Habe ich doch beim Mini Chef noch gedacht, dass Stillen über das erste Lebensjahr hinaus irgendwie eigenartig ist. Es hat mich nie gestört und ich habe schon immer die Meinung vertreten, dass es jeder so handhaben soll und darf wie er möchte und wie es für die eigene Familiensituation passt. Für mich kam das Stillen über den ersten Geburtstag hinaus allerdings nie in Frage und so habe ich den Mini Chef drei Tage vor seinem ersten Geburtstag abgestillt.

Zum damaligen Zeitpunkt hat der Mini Chef nur noch einmal gestillt und zwar vorm Einschlafen für ca. ein bis zwei Minuten. Er und auch ich waren bereit für das Ende unserer Stillbeziehung und das Abstillen verlief ohne Probleme.

Ich war mir von Anfang an sicher, dass ich auch mein zweites Kind stillen kann und werde. Aber eben nur für maximal ein Jahr. So dachte ich zumindest noch während der Schwangerschaft.

Im Vergleich zu ihrem Bruder hat die Mini Chefin von Anfang an sehr sehr schlecht geschlafen. Ich habe bereits darüber berichtet. Schon immer war sie mehrfach am Abend und in der Nacht wach und ließ sich nur durch Stillen beruhigen. Mich hat das nie gestört und ich wollte meiner Kleinen das geben was sie brauchte. Und das war Nähe und viel Zuwendung und beides holte sie sich beim Stillen.

Schon früh hatte ich die Vermutung, dass unsere Stillbeziehung lange andauern würde. Und ich sollte recht behalten. Dass es allerdings fast 27 Monate werden würden, habe ich nicht erwartet.

Bis zum ersten Geburtstag scheint das Stillen in der Gesellschaft als „normal“. Alles was darüber hinaus geht wird schon schwieriger. Personen in meinem Umfeld haben immer neutral auf unsere lange Stillbeziehung reagiert. Und selbst wenn sie es nicht getan hätten, wäre es mir egal gewesen. Ich wusste, dass mein Kind diese innige Bindung braucht und ich war bereit, ihr diese Zuwendung zu geben.

Auch wenn ich müde war. Und zwar so richtig. Ganz ehrlich. Was richtige Müdigkeit ist wusste ich vorher nicht. Wenn man aber über zwei Jahre in jeder Nacht drei (sehr selten) bis fünf bis zehn (sehr oft) Mal wach ist, ist man müde. Und zwar so richtig müde.

Viele fragten mich wie ich das schaffen würde. Jede Nacht so wenig Schlaf und jeden Tag und auch fast jeden Abend so viel Arbeit. Ganz ehrlich! Ich weiß nicht wie ich das geschafft habe. Ich habe auch gar nicht darüber nachgedacht. Es war halt einfach so und ich habe unsere Situation nie hinterfragt. Ich habe gestillt und das, obwohl mein Kind fast zwei Jahre alt war.

Vermisst habe ich auch nichts, denn ich rauche nicht und habe schon immer sehr wenig bis kaum Alkohol getrunken. Ich habe also gestillt und gestillt und gestillt. Am Ende nur noch nachts. Tagsüber schon weit vor dem zweiten Geburtstag der Mini Chefin nicht mehr und auch das Stillen zum Einschlafen war bereits einige Wochen vor dem zweiten Geburtstag vorbei. Nachts wurde weiterhin munter gestillt. 😉

„Sie schläft bestimmt besser, wenn du mit dem Stillen aufhörst“, meinten einige. Ich wusste aber tief in meinem Inneren, dass das nicht stimmt. Ich war mir sicher, dass mein Mädchen auch ohne nächtliches Stillen schlecht schlafen und mehrmals aufwachen würde. Ohne das nächtliche Stillen hätte es nur einen Unterschied gegeben: Es hätte länger gedauert bis sie wieder geschlafen wäre. So haben wir kurz gestillt und gut war. Sie war zufrieden und ich war es auch, denn nach nur kurzer Zeit konnte ich zu meinem wohlverdienten Schlaf zurückkehren.

Obwohl mich unsere Situation nicht störte und ich sie als normal ansah, machte sich nach dem zweiten Geburtstag bei mir der Wunsch breit, mit dem Stillen aufzuhören. Schließlich ist sie Zwei und alt genug, sich nachts auch anderweitig zu beruhigen. Denn – und da war ich mir am Ende sicher – das Stillen braucht sie nicht mehr unbedingt. Es war mehr zur angenehmen Gewohnheit für sie geworden und für mich war es der einfachste und bequemste Weg.

Dennoch hatte ich beschlossen, spätestens im Frühjahr mit dem Stillen aufzuhören. Für mich war einfach die Zeit gekommen. Ich hatte meinem Kind sehr lange das Beste gegeben was ich ihr geben konnte, aber jetzt wollte ich irgendwie nicht mehr.

Und wie das so ist im Leben: Es kommt immer anders als erwartet und so endete unsere Stillbeziehung sehr spontan nach unserer Rückkehr aus Florida Anfang Dezember. Thematisiert hatte ich es bereits zuvor. Ich habe mit der Mini Chefin gesprochen und ihr erklärt, dass ich das jetzt einfach nicht mehr möchte und sie das auch nicht braucht.

 

Nach dem USA Urlaub abgestillt

 

Mit zwei Jahren abgestillt: Und dann war es so weit

Und so kam der Tage der Tage. Mir ging es nicht gut. Ich war komplett übermüdet wegen dem Jetlag, ausgepowert und hatte Kopfschmerzen. In besagter Nacht bzw. an besagtem Abend stillte ich sie einmal. Danach ging es mir aber noch schlechter. Mir tat irgendwie alles weh und ich wollte einfach nicht mehr. Wie zu erwarten wurde die Mini Chefin in der Nacht wach und wollte Stillen. Ich habe ihr ruhig erklärt, dass wir das nicht machen, denn Mama geht es nicht so gut. Nach ein wenig Gemeckere schlief sie recht ruhig wieder ein.

Das verlief ja problemlos, dachte ich mir am nächsten Tag. Jetzt zieh ich das durch, hatte ich beschlossen. Also erklärte ich ihr am nächsten Tag das wir ab sofort nicht mehr Stillen. Wir können kuscheln oder sie kann Wasser trinken, aber es gibt keine Brust.

Die zweite Nacht verlief auch recht ruhig. Sie hat ein paar Minuten geweint und verständlicherweise geschimpft. Wollte ich ihr doch ihre lieb gewonnene Routine nicht geben. Dennoch schlief sie nach kurzer Zeit eng an mich gekuschelt ein. Ich war richtig positiv überrascht und total euphorisch und vor allem stolz auf mein Kind wie gut sie das machte.

Und was soll ich sagen?! Ohne große Probleme haben wir abgestillt. Auch die darauffolgenden Nächte verliefen weitestgehend ruhig. Hin und wieder weinte sie ein wenig und sagte „Buuscht“ aber dank kuscheln, Nuckel und meiner beruhigenden Worte schlief sie doch recht schnell wieder ein.

All das ist jetzt fast zwei Monate her und das Thema „Buuscht“ ist so gut wie erledigt. Ganz ganz selten verlangt sie nachts danach. Dann sage ich ihr, dass das leider nicht geht, da es alle ist. 😉 Damit gibt sie sich zufrieden. Seit dem Ende unserer Stillbeziehung sucht sie nachts mehr nach meiner Nähe und muss mich unmittelbar an ihrer Seite haben. Zu 90% schlingt sie ihr kleines Ärmchen mehrmals in der Nacht um mich. Nähe braucht sie also immer noch sehr viel, aber körperliche Nähe ohne Stillen genügt ihr.

 

Die Mini Chefin mit 20 Monaten in Kalifornien

 

 

Ein Rückblick

Rückblickend bin ich dankbar und froh, dass die Mini Chefin und ich so lange Stillen konnten. Es ist einfach eine unfassbar intensive Zeit zwischen Mutter und Kind. Lasst euch also bitte bitte nie von der Umwelt oder Freunden oder Bekannten verunsichern. Egal wie lange ihr eure Kinder stillt, es ist gut so. Es ist eure ganz persönliche Stillgeschichte und ihr schuldet niemandem Rechenschaft warum ihr euer 12 oder 18 oder 27 Monate junges Baby/Kind noch stillt. Wenn ihr das so macht, dann ist es auch richtig so.

Ich finde es ist wichtig, offen und ohne Scham über das Thema Stillen sprechen zu können. Stillen ist das normalste der Welt und wir können unseren Kindern einfach nichts Besseres geben. Also stillt so lange wie eure Kinder es brauchen oder so lange es für euch passt und sich gut anfühlt. Ihr macht alles richtig. Lasst euch nicht von eurem Weg abbringen. Es ist euer Weg und ihr wählt die Länge und Richtung. Ich habe die Mini Chefin mit zwei Jahren abgestillt. Andere tun das schon mit sechs Monaten oder auch erst mit drei Jahren. Dann ist es halt so. Jedes Kind ist anders und ganz individuell!

Ich stelle also fest: Mit Kinderaugen betrachtet, bin ich froh, dass meine Mama mich so lange gestillt hat. Jetzt macht sie das nicht mehr. Ist aber nicht schlimm, denn jetzt kuscheln wir in der Nacht ganz ganz viel.

Eure Dajana   

 

Noch mehr Erfahrungsberichte findet ihr hier.

 

8 Comments

  • Nicole D.

    25. Januar 2018 at 11:59

    Was für ein schöner Beitrag!
    Es freut mich zu lesen dass es mit dem älter werden der Zwerge auch leichter sein kann abzustillen, habe bisher nur von großen Problemen gelesen.

    Ich stille meinen Zwerg nun seit 16 Monaten. Anfang des Jahres hatte ich eigentlich den Entschluss gefasst abzustillen, langsam und geduldig. Nun kam es anders: der Zwerg ist fast 3 Wochen krank gewesen. Immer wieder Fieber, Ohrenentzündung usw. (Backenzähne sind wirklich gemein).

    Und nun? Ich hab in der Zwit gespürt, dass er das Stillen noch sehr braucht und ich denke, dass er es auch ohne krank sein noch sehr braucht.
    Also stille ich weiter, genieße die gemeinsame Zeit und warte ab, was die Zukunft bringt.

    Hab noch einen schönen Tag!

    Antworten
    • Mit Kinderaugen

      20. Februar 2018 at 14:09

      Liebe Nicole. Du hast dich richtig entschieden. Ich hätte in deiner Situation auch weiter gespielt. Gerade wenn sie krank sind oder sich verändern brauchen sie das Stillen einfach Ich wünsche euch weiterhin eine wundervolle Stillzeit! Deine Dajana

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  • Romy

    25. Januar 2018 at 22:13

    Lieben Dank für den tollen Bericht…Ich hab mich so was von sehr darin wieder erkannt.
    Diese Müdigkeit…willenlos…einfach nur schlafen wollen ??
    Danke danke

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  • Thies

    5. Februar 2018 at 23:47

    So schön!
    Und diese Müdigkeit kenn ich… unser Jüngster ist auch 27Monate alt und stillt nachts. Ich habe das Gefühl, dass er somit für den Kita Alltag auftankt und den Tag verarbeitet.
    Alles Liebe
    Thies

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    • Mit Kinderaugen

      20. Februar 2018 at 14:02

      Lieben Dank für deinen Kommentar. Ich glaube auch, dass sie sich damit Energie und Kraft holen. Aber ich glaube eben auch, dass sie spüren, wenn man nicht mehr kann oder möchte und das dann auch verstehen. Man muss ihnen nur viel Liebe und Verständnis schenken und dann geht alles früher oder später. Lg, Dajana

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  • Nadine

    6. Februar 2018 at 11:53

    Danke für den Bericht, wir stillen auch so 27/28 Monate (nicht seit der Geburt daher die ungefähre Angabe), wir mussten erst zufüttern, und dann zum Vollstillen uns vorarbeiten, danach kam abstillen lange nicht in Frage). Ich bin gerade auch an dem Punkt an dem es mir jetzt reicht. Ich habe immer gesagt bis zum zweiten Geburtstag, dann kamen aber so viele Veränderungen, dass ich lieber weiter gestillt habe, und jetzt ist es für uns einfach Zeit. Ich habe allerdings Sorge bei Protest schwach zu werden, die Nähe wird hier auf jeden Fall auch benötigt, aber es soll jetzt eben Nähe ohne Brust sein…
    LG Nadine

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    • Mit Kinderaugen

      20. Februar 2018 at 14:00

      Hi Nadine, danke für deinen Kommentar. So ging es mir auch. Irgendwie kam immer etwas “dazwischen” und ich hatte auch echt Angst, dass die Nächte furchtbar un laut werden würden. Aber erstaunlicherweise war es eben ganz anders. Ich glaube sie hat gespürt, dass ich einfach nicht mehr wollte und konnte. Seitdem ist sie zwar sehr auf ihren Schnuller in der Nacht fixiert, aber auch hier stresse ich mich nicht. Alles geht vorbei und wenn sie bereit sind, geben sie früher oder später alles ab. Lg, Dajana

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